Frühe Jahre
Erich Paul Remark
wurde als zweites von fünf Kindern des Buchbinders Peter Franz Remark
(1867–1954) und seiner Ehefrau Anna Maria Remark, geb. Stallknecht (1871–1917),
am 22. Juni 1898 in Osnabrück geboren. Nach Abschluss der Johannisvolksschule
(jetziger Schulname: Domschule Osnabrück) (1904 bis 1912) besuchte Remark
das katholische Lehrerseminar.
Erster Weltkrieg
Im Ersten
Weltkrieg wurde er 1916 nach einem Notexamen eingezogen und kam im Juni
1917 als Soldat an die Westfront. Bereits Ende Juli desselben Jahres wurde
er durch mehrere Granatsplitter an Arm und Bein sowie einen
Halsschuss schwer verwundet. Er kam in ein Armee-Hospital in Duisburg, wo
er bis zum Ende des Krieges blieb. Lebenslang geprägt von seinen
Kriegserlebnissen, entwickelte er seine pazifistisch-antimilitaristische Haltung.
Anders als Paul
Bäumer, die Hauptfigur seines berühmtesten Werkes Im Westen nichts Neues,
der im Roman als Kriegsfreiwilliger in das deutsche Heereintritt,
hatte sich Remarque nicht freiwillig gemeldet.
Tätigkeit als Lehrer
Nach dem Krieg
setzte er seine Lehrerausbildung fort und arbeitete ab dem 1. August 1919
als Volksschullehrer in Lohne, seinerzeit im Kreis Lingen, heute
in der Grafschaft Bentheim, ab Mai 1920 in Klein Berßen im
damaligen Kreis Hümmling, heute Landkreis Emsland, und ab August 1920
in Nahne, das seit 1972 zu Osnabrück gehört. Mit seinem Antrag auf
Beurlaubung vom Schuldienst endete diese Episode bereits am 20. November 1920.
Werdegang als Schriftsteller
Sein Erstlingswerk,
der Jugendroman Die Traumbude (1920), war ein Misserfolg. Remarque
schlug sich in der Weimarer Republik unter anderem als Agent für
Grabsteine und Organist im „Irrenhaus“ durch (verarbeitet in Der schwarze
Obelisk, zuerst 1956 veröffentlicht). Schließlich war er Zeitungsredakteur,
unter anderem beim Osnabrücker Tageblatt, für das er ab März 1921
arbeitete, der „Echo-Continental“ (Werkszeitung des gleichnamigen
Reifenherstellers) aus Hannover (1922) und der „Sport im Bild“ aus Berlin (1924).
Für Continental verfasste er auch Werbetexte, darunter mehrere Folgen
einer Comic-Serie namens Die Contibuben, die er mit „E.M.R.“
signierte und zu der Hermann Schütz die Zeichnungen beisteuerte. Während
seiner Zeit in Hannover wurden etwa 100 kürzere Prosatexte Remarques in
diversen Tages- und Wochenzeitungen veröffentlicht.
Bereits im Jahr
1921 ist die gelegentliche Verwendung des Künstlernamens „Remarque“
belegt. Den zweiten Vornamen „Maria“ verwendete er ab November 1922. Seit 1924
nannte er sich nur noch „Remarque“. Diese französische Schreibweise des
Familiennamens hatte sein Großvater im 19. Jahrhundert aufgegeben.
In seinem 1928 für
die Vossische Zeitung geschriebenen Fortsetzungsroman Im Westen
nichts Neues verarbeitete er neben eigenen Erfahrungen vorwiegend die
Erzählungen verwundeter Soldaten, die er im Lazarett kennengelernt hatte. Der
Roman machte Erich Maria Remarque bald nach seinem Erscheinen als Buch (1929)
und durch die Hollywood-Verfilmung von Lewis Milestone (1930)
weltbekannt. Dem schon damals verbreiteten Missverständnis, der Roman beruhe im
Wesentlichen auf eigenen Erlebnissen des Verfassers, traten Verlag und Autor
aus Werbegründen nicht ernsthaft entgegen. In dieser Zeit lernte Remarque den
Drehbuchautor und Dramatiker Karl Gustav Vollmoeller kennen. Ihre
Bekanntschaft vertiefte sich in der Zeit von Remarques Exil nach 1933.
Vollmoeller widmete ihm als Ausdruck seiner Sympathie sein während des Ersten
Weltkriegs geschriebenes Gedicht Ypern.
Im Jahr 1931 wurde
Remarque für sein Werk Im Westen nichts Neues für
den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Der Deutsche Offizier-Bund
(DOB) protestierte gegen diese Nominierung mit der Begründung, dass der
Roman die deutsche Armee und deren Soldaten verunglimpfe.
Emigration in die Schweiz
Remarque hatte
seinen Hauptwohnsitz schon seit 1932 in der Schweiz und verließ aufgrund der
Hetze der NSDAP, besonders Joseph Goebbels', am 31. Januar 1933,
einen Tag nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler, endgültig
das nationalsozialistische Deutschland und lebte zunächst in Porto Ronco,
einem Ortsteil von Ronco sopra Ascona, am Ostufer des Lago Maggiore,
im Schweizer Kanton Tessin. Hier nahm er Kontakt zu anderen emigrierten
Schriftstellern auf, u. a. zu Thomas Mann, Carl Zuckmayer, Ernst
Toller,Else Lasker-Schüler, Ludwig Renn und gewährte anderen, weniger
bekannten Emigranten aus Deutschland Unterschlupf.
Ächtung
durch die Nationalsozialisten
Nationalsozialistische Schlägertrupps
im Auftrag des Gauleiters Joseph Goebbels verhinderten die deutsche Uraufführung
des oscargekrönten Hollywood-Antikriegsfilms Im Westen nichts
Neues Ende 1930 in Berlin. Aus dem gesamten
Reichsgebiet wurden Störaktionen gemeldet, so dass der Film schließlich
abgesetzt wurde. Ab Frühsommer 1931 durfte der Film „für bestimmte Personenkreise
und in geschlossenen Veranstaltungen“ gekürzt wieder gezeigt werden, einige
Monate später wurde er noch stärker gekürzt wieder allgemein freigegeben. Die Produktionsfirma musste sich überdies verpflichten,
„zukünftig auch im Ausland nur noch diese von den deutschen Zensurbehörden
genehmigte Fassung zu zeigen“. Nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler
wurde Im Westen nichts Neues endgültig verboten.
Remarques Bücher wurden während der
Bücherverbrennung 1933 in Deutschland mit dem „Feuerspruch“ „Gegen
literarischen Verrat am Soldaten des Weltkriegs, für Erziehung des Volkes im
Geist der Wehrhaftigkeit!“ verbrannt.
Zudem streuten die
Nationalsozialisten das Gerücht, er sei Jude, sein wirklicher Name sei „Kramer“
(das Ananym zu Remarques Geburtsnamen „Remark“) und er habe am Krieg
gar nicht teilgenommen. Nachwirkung dieses Gerüchts ist die auch
heute noch verbreitete irrtümliche Annahme, Remarques ursprünglicher Name sei
„Kramer“.
1938 wurde Remarque
die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt.
Seine
Schwester Elfriede Scholz, die als Schneiderin in Dresden wohnte, wurde
nach einer Denunziation wegen Äußerungen gegen das NS-Regime, wonach
der Krieg schon verloren sei, 1943 vom Präsidenten
des Volksgerichtshofs Roland Freisler wegen „Wehrkraftzersetzung“ zum
Tode verurteilt und durch das Fallbeil hingerichtet. Wie es im Webauftritt
der Friedensstadt Osnabrück heißt, hat sich
der Blutrichter Freisler im Prozess auf Erich Maria Remarque bezogen,
als er sagte: „Ihr Bruder ist uns leider entwischt, Sie aber werden uns nicht
entwischen.“ Remarque erfuhr vom Tod seiner Schwester erst nach Kriegsende und
widmete ihr daraufhin seinen Roman Der Funke Leben (1952).
Anerkennung in den
USA
Ab 1939 lebte
Remarque offiziell in den USA, wo er auf weitere deutsche Emigranten
wie Lion Feuchtwanger, Bertolt Brecht, Artjom Dmitriev und
die Schauspielerin und Nazigegnerin Marlene Dietrich traf. Anders
als viele andere emigrierte Schriftsteller genoss er hier eine hohe Anerkennung
und Berühmtheit, was unter anderem darauf zurückzuführen ist, dass seine Werke
zum Teil auf Englisch erschienen. Im
amerikanischen Exil schrieb er einen Roman, der 1941 in London unter
dem Titel Flotsam („Strandgut“) auf Englisch und in Stockholm unter
dem Titel Liebe Deinen Nächsten auf Deutsch erschien.
Von Seiten
deutscher Behörden gab es nach Kriegsende kein Angebot an Remarque, die ihm
1938 aberkannte deutsche Staatsangehörigkeit wiederzuerlangen. Nach
eigenen Angaben legte er auch keinen Wert darauf. 1947 erhielt Remarque dieamerikanische Staatsbürgerschaft. Ab
1948 lebte er abwechselnd in den USA und im schweizerischen Porto Ronco.
In Ascona begegnete Remarque im damals angesagten Café
Verbano Herbert Zangs und Marlene Dietrich.
Ehen
und Liebschaften
Remarque war in erster (14. Oktober 1925 bis 4.
Januar 1930) und zweiter Ehe (22. Januar 1938 bis 20. Mai 1957) mit der Tänzerin Jutta Ilse Zambona
verheiratet. Zwischenzeitlich hatte er Affären mit Marlene Dietrich, Greta
Garbo und anderen Frauen. Seine Beziehung zu Natalia Pawlowna Paley
ist in dem postum veröffentlichten Roman Schatten im
Paradies (bzw. der später veröffentlichten Version Das gelobte
Land mit dem von Remarque beabsichtigten Titel) verarbeitet. Am
25. Februar 1958 heiratete er die
Schauspielerin Paulette Goddard, die frühere Ehefrau Charlie
Chaplins.
Späte
Jahre in der Schweiz
Mit Paulette
Goddard lebte er bis zu seinem Tod in seiner Wahlheimat Tessin.
Remarque starb an
einem Aortenaneurysma, nachdem er in den Jahren zuvor bereits
mehrere Herzinfarkte erlitten hatte. Er wurde auf dem Friedhof
von Ronco sopra Ascona beigesetzt.
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